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100. Geburtstag des Namenspatrons

EKHNKirchenpräsident Helmut Hild

Vor 100 Jahren wurde am 23. Mai Helmut Hild geboren. Er war von 1969 bis 1985 Kirchenpräsident der EKHN – nach ihm wurde das Helmut-Hild-Haus benannt.

Zur Person

Helmut Hild stammte aus einem nassauischen Pfarrhaus; er war im Zweiten Weltkrieg Soldat in Russland und Italien. Er wurde mehrfach verwundet und erlebte das Grauen des Krieges an vorderster Front. Dies bestärkte ihn nach dem Krieg darin, Theologie zu studieren sowie in seinem Anliegen einer Versöhnung mit den Menschen in Osteuropa.

Nach seinem Studium in Marburg, dem Besuch der Theologischen Seminare in Herborn und Friedberg sowie einem Lehrvikariat in Limburg wurde Helmut Hild 1951 ordiniert und übernahm die Pfarrstelle in Westerburg. 1957 wechselte er nach Frankfurt-Unterliederbach, ab 1960 war er Pfarrer für Öffentlichkeitsarbeit bei den Frankfurter Dekanaten. Vier Jahre später wurde er Vorsitzender des Evangelischen Gemeindeverbandes Frankfurt und war gleichzeitig Pfarrer an der Luthergemeinde.

Nach dem Tod von Kirchenpräsident Wolfgang Sucker 1968 wählte die Kirchensynode der EKHN Helmut Hild zum Nachfolger. Seine Amtszeit als Kirchenpräsident war geprägt durch den umstrittenen Beschluss der EKHN-Kirchensynode zur Unterstützung des Sonderfonds des Anti-Rassismus-Programms des Ökumenischen Rates der Kirchen 1970, durch Diskussionen über die Unvereinbarkeit des Pfarrberufs mit einer Mitgliedschaft in der DKP sowie den Konflikt um den Bau der Startbahn West am Frankfurter Flughafen.

Helmut Hild übernahm neben seinem Amt als Kirchenpräsident Funktionen in verschiedenen Gremien der EKD. Von 1971 bis 1977 war er Mitglied im Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentags und wurde 1973 zum stellvertretenden EKD-Ratsvorsitzenden gewählt. 1974 übernahm er unter anderem den Vorsitz des neu gegründeten Kontakt-Ausschusses zwischen der EKD und dem Polnischen Ökumenischen Rat der Kirchen. Für ihn gehörte „die politisch-gesellschaftliche Verantwortung wesentlich zur christlichen Existenz“. Hild befürwortete die EKD-Denkschrift zur Lage der Vertriebenen und dem Verhältnis des deutschen Volkes zu seinen östlichen Nachbarn vom 1. Oktober 1965. So waren auch die Ostverträge für ihn keine geschichtslose politische Tagesfrage, sondern von grundsätzlicher Bedeutung. Er setzte sich öffentlich für die Ostpolitik Willy Brandts ein und für die Versöhnung der Bundesrepublik mit den Ländern in Osteuropa.

Helmut Hild und das Archivwesen

In seiner Jugend interessierte sich Hild besonders für die Fächer Deutsch, Geschichte und Turnen und plante nach der Reifeprüfung zunächst ein Philologiestudium mit diesen Fachgebieten. Als erwachsener Mann war er sehr an der Geschichte seiner nassauischen Heimat interessiert und sammelte hierzu Materialien. Im Archivwesen bezeichnete er sich selbst als interessierten Laien, übergab aber noch zu Lebzeiten den größten Teil seiner Korrespondenz an das Zentralarchiv der EKHN. Dort wurde hieraus der Archivbestand 94, Nachlass Helmut Hild, gebildet.

Für Hild stand die Kirche von jeher in einem intensiven Verhältnis zur Geschichte, war sie doch durch das historische Dokument der Bibel bestimmt. Hild wies darüber hinaus auf das Christuszeugnis in der nachbiblischen Tradition hin: „Christus bleibt über alle Zeiten derselbe. Aber er wirkt in der Geschichte und bringt durch sein Wirken an Menschen Geschichte voran. Deshalb hat das Studium der Geschichte für die Kirche eine hohe Bedeutung. Die Dokumentation von Geschichte in den kirchlichen Archiven darf einen entsprechenden Rang in der Prioritätenskala kirchlicher Arbeit beanspruchen“. Er betonte den Wert der Archive in ihrer Öffnung für die freie Forschung und forderte auch in der praxisbezogenen Aus- und Fortbildung von Pfarrerinnen und Pfarrern eine stärkere Berücksichtigung der historischen Komponenten.

Hild wies darauf hin, dass historische Besinnung erforderlich sei, um den Lauf des Wortes Gottes durch die Zeiten zu erkennen und für die Gegenwart zu entfalten. Die Inkarnation Gottes sei in die Geschichte hinein geschehen, ihre Bezeugung richte sich an die Menschen in ihrer jeweiligen geschichtlichen Situation: „Die Beschäftigung mit der Geschichte und damit auch die Arbeit der Archive sind Bestandteil des zentralen kirchlichen Auftrags, der Verkündigung“.

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