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Buch des Monats - Januar 2020

ZB EKHN

Im Theologischen Verlag Zürich ist in der Buchreihe reformiert! das Buch „Judas Ischarioth. ‚Überlieferer‘ des Evangeliums“ von Matthias Käser-Braun erschienen. Den Herausgebern der Buchreihe ist es wichtig, dass der Titel der Reihe mit einem zur kritischen Reflexion herausfordernden Ausrufezeichen und nicht mit einem Schlusspunkt versehen ist. Deshalb passt die Masterarbeit des Autors, die 2017 an der Theologischen Fakultät Bern mit dem Fakultätspreis ausgezeichnet wurde, hervorragend in diese Buchreihe.

Matthias Käser-Braun stellt sich kritisch der Frage: „Hat Judas Jesus verraten und sich damit schuldig gemacht?“ Hierzu unternimmt er eine genaue Exegese der Kirchlichen Dogmatik (KD) von Karl Barth, Band II/2 §35.4. Käser-Braun stellt fest, dass Barths Auslegung der biblischen Judas-Texte bisher kaum beachtet wurde. Vor den Hauptteil seiner Untersuchung stellt er zusätzlich eine exemplarische Rezeptionsgeschichte des Apostels Judas. Daran zeigt er mittels verschiedener Autoren bereits die Problematik auf, ob Judas auf der Grundlage der biblischen Texte der Verräter/der Verworfene und/oder der Erfüller/der Erwählte ist. Anhand der KD von Karl Barth untersucht Matthias Käser-Braun ausführlich die Judasgestalt in ihren Beziehungen: Jesus und Judas, die zwölf Apostel und Judas, Gott und Judas, das Judentum und Judas. Er kommt zu den Schlussfolgerungen, dass Barths Judas-Deutung der Schlüssel zu seiner ReVision der Erwählungslehre ist, und dass bereits Barth mit seiner Deutung der biblischen Judasgestalt einen Beitrag zur theologischen Rehabilitation Judas Ischarioths geleistet hat, insbesondere wenn man den Zeitpunkt der Publikation der KD Band II/2 – 1942 mitten im Zweiten Weltkrieg zur Zeit des Dritten Reiches und des deutschen Kirchenkampfes – betrachtet. Käser-Braun deutet das Unrecht des Judas auch als Unrecht an Judas und versucht auf der Grundlage Karl Barths, der negativen Polemik gegen Judas in seiner Rolle als Repräsentant des jüdischen Volkes theologisch entgegenzuwirken. Er setzt jedoch keinen Schlusspunkt hinter seine Untersuchung, sondern wirft am Ende weitere Fragen auf – fordert also zu einer weiterhin kritischen Reflexion heraus.

Matthias Käser-Braun ermöglicht dem Leser verschiedene Einstiege in sein Buch, es muss also nicht chronologisch von vorne nach hinten gelesen werden. Es gibt überwiegend wissenschaftlich anspruchsvolle Kapitel für Barth- bzw. KD-Experten, aber auch für „theologische Laien“ verständliche und zum Weiterforschen anregende Abschnitte.

Für diese und alle weiteren Neuanschaffungen kommen Sie gerne einmal in die Zentralbibliothek in der Ahastraße und stöbern in unserem Neuerwerbungsregal oder informieren sich online über unseren Buchbestand im OPAC.

Seien Sie gespannt auf weitere Bücher des Monats. Sie erscheinen jeweils zum Monatsende hier auf unserer Website.

Elke Boß

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